Montaignes Turm
Essays
Kann man das Schreiben lernen? Wie ertragen Kinder das Unheimliche im Märchen? Was sieht Uwe Timm, wenn er mit europäischem – mitunter auch romantischem – Blick den Alltag eines Flüchtlingslagers im Tschad in Augenschein nimmt? Diese und viele andere Fragen, die um das Wahrnehmen und In-Worte-fassen, um Leben und Schreiben kreisen, beantwortet der Autor großer Romane in diesen Essays.
Von Neugier und von Fundamenten ist hier die Rede, von Geschichte und Geschichten, von Kollegen, Vorbildern, Begleitern, von einer wirklichen Begegnung mit Wolfgang Koeppen und vielen Begegnungen im Geiste mit Heinrich Böll, von Wortwahl, Tonalität und Syntax, Lesesesseln und Ausblicken, von Prophetie, Radikalisierung und Protest und schließlich, um in die Welt der Bilder zurückzukehren, vom Lichtspalt unter der Zimmertür.
Man erfährt aber auch, welche Fragen Timm einem Schriftstellerkollegen stellen würde: nach Arbeitsweise und Schreibanlässen, nach Vorlieben in Musik, Film und Literatur. Und Timm traut sich, über die Notwendigkeit eines geschützten Raumes und, ja, über seinen Verlag und Honorare zu schreiben. Denn das gehört – ganz existentiell – zur Welt des Schriftstellers und zur Welt der Kunst.
Der Band führt im Titel den Namen des Dichters, der den Essay als Gattung erfunden hat. Daran lässt sich ermessen, wie hoch Timms Anspruch an sich selbst und seine schriftstellerische Arbeit ist. Wie aus den Essays seines Vorbildes Michel de Montaigne spricht dabei aus Timms Texten immer wieder die Bescheidenheit eines großen Dichters, der über der eigenen sprachlichen Potenz und Phantasie die Werkstattarbeit, "die große Kunst, die im Handwerklichen liegt", nie vernachlässigt hat.
Kiepenheuer & Witsch
Hardcover: 194 Seiten, ca. € 16,99
E-Book: ca. € 14,99
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